Barrierefreiplan Natur - Resümee - Der Weg ist geebnet

Navigation

Servicenavigation

Unternavigation

 

Inhalt

Resümee - Der Weg ist geebnet

Eine Gruppe von zum Teil behinderten Menschen beim Wander auf einem gut ausgebauten Weg
Exkursion im Klausbachtal

Ziel dieses Vorhabens ist es, modellhaft einen Management-Plan zur Barrierefreiheit in einem Großschutzgebiet zu erarbeiten und diese gestalterische Philosophie querschnittsartig in den bestehenden Nationalparkplan des NP Berchtesgaden einzuführen. Dies geschieht in drei Schritten: Erstens werden die inhaltlichen und rechtlichen Grundlagen erarbeitet und vorgestellt und es wird verdeutlicht, dass Naturschutz und Barrierefreiheit keine Gegensätze sind.

Zweitens erfolgt eine Bestandsaufnahme der bestehenden Angebote des NP Berchtesgaden in Hinblick auf ihre Barrierefreiheit für unterschiedlich behinderte Gäste (gehbehinderte/rollstuhlfahrende Menschen, sehbehinderte/blinde Menschen, schwerhörige/gehörlose Menschen, Menschen mit Lernschwierigkeiten). Ein Teil-Ergebnis dieser Bestandsaufnahme ist, dass es bereits einige gute Angebote für behinderte Gäste gibt, diese aber kaum bekannt sind.

Drittens werden 67 Einzelmaßnahmen (inklusive Kostenschätzung) zur Herstellung umfassender Barrierefreiheit vorgeschlagen. Sie sollen innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren für die unterschiedlichen Nationalparkfunktionen (Organisationsstruktur-Qualitätssicherung, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Erholungsnutzung-Naturerlebnis, Umweltbildung, Kooperationen) verwirklicht werden.

Die Umsetzung dieser Barrierefrei-Maßnahmen ist dabei nicht vorrangig eine Frage der Topographie oder der finanziellen Ressourcen, sondern vor allem eine Frage des Willens. Natürlich entstehen für die Herstellung von Barrierefreiheit Kosten - es wäre unredlich, dies zu verneinen. Jedoch sind diese Kosten meist geringer als vermutet, gerade wenn bei Neuplanungen konsequent auf Barrierefreiheit geachtet wird. Die erforderlichen Kosten sollten aber als sinnvolle "Zukunftsinvestitionen" in die Infrastruktur betrachtet werden, die angesichts einer älter werdenden Gesellschaft dringend notwendig sind, um gleichbleibende und gleichwertige Lebensbedingungen für alle Menschen zu schaffen.

Wichtig zu wissen ist, dass die Herstellung von Barrierefreiheit für alle "gestalteten" öffentlichen Bereiche verpflichtend ist und dass sich die meisten Bundesländer (zuständig für den Naturschutz) dazu entsprechende Landesgleichstellungsgesetze gegeben haben. Im Bereich des Naturerlebens wird diese Verpflichtung zur Barrierefreiheit jedoch oft vergessen, da topographische Kriterien zu voreilig nur in Bezug zu rollstuhlnutzenden Menschen gesetzt werden und der verbleibende weite Spielraum für barrierefreie Gestaltung übersehen wird.

Wenn alle an dieser Stelle vorgeschlagenen 67 Maßnahmen Realität werden sollten, dann wäre der Nationalpark Berchtesgaden führend in Deutschland, was den Zugang für alle Gäste mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Voraussetzungen betrifft. Die Herstellung von Barrierefreiheit ist aber keine Frage eines "Alles oder Nichts", sondern ein Prozess: Jeder einzelne Schritt, jede einzelne umgesetzte Maßnahme, in welchem Großschutzgebiet auch immer, ist ein wichtiger Schritt in die angestrebte Richtung. Besondere Bedeutung hat dabei die Bekanntmachung des Angebotes, denn ohne die Information über neue Angebote muss deren Wirkung verpuffen, und dies kann die Bereitschaft der Verantwortlichen - trotz gesetzlicher Verpflichtungen - bremsen, weiter auf dem Barrierefrei-Weg fortzuschreiten.

Dieser Management-Plan zur Barrierefreiheit wurde zwar prototypisch für den Nationalpark Berchtesgaden erarbeitet, ist aber auf jedes andere Großschutzgebiet in Deutschland und Europa sinngemäß zu übertragen, da die Parke vergleichbare Funktionen haben. Die eine oder andere Barrierefrei-Maßnahme in einem Großschutzgebiet kann natürlich leicht unterschiedlich ausfallen: In den Wattenmeer-Nationalparken beispielsweise müssen natürlich auch der Ausflugskutter oder die Wattwanderung, die es in einem alpinen Park nicht gibt, zugänglich gestaltet werden. Vom Prinzip her sind die vorgeschlagenen Maßnahmen jedoch leicht für alle Großschutzgebiete anwendbar. Hilfestellung dazu leistet der umfangreiche Anhang zu diesem Management-Plan, der auch ein Barrierefrei-Glossar sowie Beratungs-und Literaturtipps umfasst. Der Weg zu einer umfassenden barrierefreien Gestaltung der Großschutzgebiete in Deutschland ist damit geebnet.