Barrierefreiplan Natur - Anlage eines „Adlerpfads“ im Klausbachtal als barrierefreier Modellpfad

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Anlage eines „Adlerpfads“ im Klausbachtal als barrierefreier Modellpfad

Kurzbeschreibung

Blinde Person mit Langstock

Ausgehend von der NP-Infostelle Hintersee wird ein barrierefreier Modellpfad angelegt, der als einfacher Rundweg von gut zwei Kilometern, als anspruchsvollerer Rundweg von etwa vier Kilometern und als sechs-Kilometer-Rundweg zurückzulegen ist. Der längste Rundweg (sechs Kilometer) ist aufgrund teilweise äußerst unebener Wegabschnitte nicht mehr als barrierefrei für rollstuhlnutzende Gäste zu bezeichnen. Diese haben aber die Möglichkeit, Hin- und Rückweg auf der barrierefreien Asphaltstraße zurückzulegen. Ein Leitsystem am Wegesrand sowie eindeutige Ausschilderung ermöglichen die Orientierung auch für sehbehinderte und blinde Wandersleute, Bänke laden zum Ausruhen ein. Informationen zum Weg und zur Natur in Leichter Sprache werden wahlweise schriftlich oder akustisch in deutsch, englisch, französisch, italienisch und slowenisch angeboten.

Begründung und Inhalte

Das Klausbachtal eignet sich nicht nur wegen des landschaftlichen Reizes, einer ÖPNV-Haltestelle, an der Niederflurbusse halten, eines großen Parkplatzes mit Behindertenparkplätzen und einer Rollstuhltoilette an der NP-Infostelle Hintersee gut für die Anlage eines barrierefreien Modellpfads. Für die Eignung spricht auch die Topographie, da die Straße ins Klausbachtal auf den ersten drei Kilometern anfangs wenig steigt und auch später kaum mehr als sechs Prozent Steigung aufweist. Parallel zu der asphaltierten ca. drei Meter breiten Asphaltstraße, die nur von Bussen und Fahrzeugen mit Ausnahmegenehmigung befahren wird, verläuft ein Wanderweg am Klausbach entlang. Stichstraßen verbinden Straße und Wanderweg. So lassen sich Rundwege in verschiedenen Längen anlegen, wobei (insbesondere rollstuhlfahrenden BesucherInnen) empfohlen wird, den Hinweg bergauf auf der Straße und den Rückweg bergab auf dem Wanderweg zurückzulegen.

Die Rundwege sind aber nicht nur für rollstuhlnutzende Gäste, sondern auch für sehbehinderte und blinde Gäste dank eines Leitsystems geeignet. Auch an hörbehinderte BesucherInnen wird mit schriftlichen Erläuterungen gedacht und Menschen mit Lernschwierigkeiten können sich leicht orientieren und erhalten die Erläuterungen in Leichter Sprache. Die Ausstattung des Weges mit Bänken in kurzen Abständen (etwa alle 300 Meter, zum Teil auch im Schatten aufgestellt mit Rücksicht auf nierenkranke Gäste) ermöglicht es auch älteren und gehbehinderten Personen, sich auf den Weg zu machen, ohne eine Überforderung fürchten zu müssen. Solch einen wirklich für alle Menschen geeigneten Weg gibt es bislang in Nationalparken der Bundesrepublik Deutschland nicht. Deshalb ist es ein Modellpfad, der zum Nachahmen anregen soll.

  • Orientierung:
    Zu Beginn des Weges wird der Verlauf auf einem Übersichtsplan verdeutlicht, der auf einem unterfahrbaren Gestell aus Edelstahl in einem Winkel von 15° angebracht ist. Die Elemente des Plans sind tastbar, er ist kontrastreich gestaltet, Erläuterungen sind in Großschrift und in Braille vorhanden. Von hier aus ist eine Orientierung mit dem Langstock möglich. Auf der Asphaltstraße können sich blinde Menschen an den seitlichen Kanten orientieren. Anzulegen sind Aufmerksamkeitsfelder im Boden, um auf Bänke und die Info-Stationen hinzuweisen. An den drei Abzweigungen der Stichwege sowie an den drei Mündungen der Stichwege auf den Wanderweg stehen jeweils eine Info-Station (auf die Abzweigung wird hingewiesen) und eindeutige Hinweisschilder. An den Stichstraßen und am Wanderweg dienen seitlich verlegte Baumstämme als Leitsystem. Wieder weisen Aufmerksamkeitsfelder auf Bänke und Infostationen hin.
  • Erläuterungen/Info-Stationen:
    Auf den Rundwegen befinden sich insgesamt 15 Info-Stationen. Es handelt sich jeweils um einen 85 cm hohen Holzpfahl mit einem Durchmesser von 15-20 cm. Jeder Pfahl ist auf einer im Winkel von etwa 30° abgeschrägten glatten Oberfläche mit einer gut tastbaren Zahl versehen.
    Zu den Nummern auf den Holzpfählen gibt es in der NP-Infostelle ausleihbare Informationen. Diese nummerierten Informationen sind wahlweise schriftlich als Laminat erhältlich oder in akustischer Form. Dazu wird ein tragbarer CD-Player mit der dazugehörigen CD gegen ein Pfand ausgeliehen. (Es wird ausdrücklich darauf verzichtet, moderne MP3-Player anzuschaffen, da die Bedienknöpfe zu klein sind und die Menüführung oft unübersichtlich ist. Auch ältere Gäste können damit Schwierigkeiten haben. Die scheinbar "veraltete" CD-Technik hingegen ist ausgereift und fehlertolerant.) Auch auf der CD sind die Informationen zu den jeweiligen Nummern der Info-Stationen leicht aufzufinden. Alle Erläuterungen sind in Leichter Sprache verfasst, damit jede/r sie verstehen kann. BesucherInnen können sowohl bei den schriftlichen Informationen als auch bei den CDs zwischen deutschen, englischen, französischen, italienischen und slowenischen Fassungen wählen.
    Dieses System der Informationsvermittlung in der Natur ist robust und ermöglicht eine leichte Pflege.

Umsetzung

Die Umsetzung erfolgt in zehn Schritten:

  1. Ausbesserung des Wanderweges, um eine leichtere Begehung/Berollung zu ermöglichen
  2. Anlage des Leitsystems mit Aufmerksamkeitsfeldern
  3. Produktion und Aufstellung des Übersichtsplans und von sechs Hinweisschildern
  4. Produktion und Verankerung der Info-Stationen
  5. Erarbeitung der Erläuterungen zu den Info-Stationen in Leichter Sprache in Absprache mit der NPV
  6. Übersetzung der Erläuterungen in englisch, französisch, italienisch und slowenisch
  7. Produktion der laminierten Infos
  8. Produktion der CDs in verschiedenen Sprachen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Aufwändig und entsprechend kostenintensiv ist die professionelle Produktion in einem Tonstudio beispielsweise eines Senders. Kostengünstiger, vielleicht nicht von ganz so hoher Qualität ist die Produktion beim Bayerischen Blindenbund.
  9. Kauf von tragbaren CD-Playern
  10. Kauf und Aufstellung von Bänken

Durch Pressearbeit der Nationalparkverwaltung (unter Einbeziehung der Behindertenpresse) wird diese Neuerung bekannt gemacht.

Kostenschätzung

Es fallen folgende Kosten an:
Gesamtkosten der Maßnahme 82.050,- €
Ausbesserung des Weges (ca. 2,5 km mit 2,- €/lfm.) 5.000,- €
Materialkosten für 3 km Leitsystem (6,- €/lfm.) 18.000,- €
Arbeitsleistung für 3 km (10lfm./Std.; 35,- €/Std.) 10.500,- €
Anlage von Aufmerksamkeitsfeldern 8.000,- €
Produktion des Übersichtsplans 7.500,- €
Produktion des Edelstahlgestells 2.500,- €
Aufstellung und Verankerung in einem Fundament 800,- €
AProduktion und Aufstellung von 6 Hinweisschildern (200,- €/Schild) 1.200,- €
Produktion und Verankerung der 15 Info-Stationen (150,- €/Station) 2.250,-€
Erarbeitung der Erläuterungen in Leichter Sprache 1.500,- €
Übersetzung der Erläuterungen in englisch, französisch,italienisch und slowenisch 1.200,- €
Produktion der laminierten Infos in fünf Sprachen 100,- €
Produktion der CDs in fünf Sprachen (inkl. Musikauswahl, Studioproduktion und Honoraren für SprecherIn und CutterIn) 10.000,- €
Kauf von 10 tragbaren CD-Playern á 50,- € 500,- €
Kauf und Aufstellung von 20 Bänken á 450,- € 9000,- €
Koordination und Realisierung 4000,- €

Umsetzungszeitraum

Mittelfristig - bis Sommer 2009